Buddha oder Christus?
Es ist fast genau sechs Jahre her. Da gab es eine andere
Welt in der Säbener Straße der bayerischen Landeshauptstadt. Der heutige
Nationalcoach der Vereinigten Staaten von Amerika, der Schwabe Jürgen
Klinsmann, der Gegner der deutschen Nationalmannschaft am Donnerstag um 18 Uhr,
war damals noch Trainer. Am 3. Juli berichtete der Bild-Journalist Felix Seidel
vom Trainingsauftakt der Mannschaft mit einer religiösen Note. Alles neu,
sollte werden. „Auf dem Dach ist eine Lounge errichtet worden – ebenfalls mit
einem Sonnensegel überspannt. Sogar vier weiße Buddhas aus Stein hat Klinsi den
Bayern aufs Dach gestellt. Im Buddhismus soll man aus eigener Kraft die
Reinheit und Vollkommenheit des Geistes erreichen. Vor seinem Amtsantritt sagte
der Neu-Coach: Wir werden ein Energiefeld aufbauen, das den Spielern viel Spaß
machen wird.’“
Klinsmann ahnte nicht, was aus dieser Geschichte werden
sollte. Niemand ahnte, dass derjenige, der Ottmar Hitzfeld beerbte, auch jetzt
wieder gemeinsam in Brasilien im Ring steht. Bereits am 9. Juli sprach die „Taz“
in Berlin sogar von einer Buddhaisierung der Bayern und stellt ironisch Fragen „Heißt es an der Säbener Straße bald, Buddha statt Blutgrätsche’?
Soll die Figur eines kleinen dicken Mannes etwa als Vorbild für die Athleten
dienen? Und was sagt die bayerische Lichtgestalt dazu? Schon lange wird der
Buddhismus der Bayern unterschätzt, hat sich doch Präsident Franz Beckenbauer
schon öfter als Buddhist bezeichnet, der gern wiedergeboren werden möchte.
Hoffentlich als Baum. Da gäbe er endlich eine Ruhe.“
Es hagelte Kritik aus Kirche und Politik. Der
CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis hat die Installation goldener
Buddha-Figuren auf dem Trainingsgelände der Bayern “abwegig” genannt. Klinsmann
sollte seine religiösen Gefühle nicht seinen Spielern aufzwingen.
Bayern-Profi Zé Roberto ergriff von Seiten der Spieler die
Initiative:„Mir können die Buddha-Figuren nicht helfen. Ich habe schon meinen
Glauben", sagte der gläubige Christ.
Bereits im August verschwanden die Buddhas wieder.
„Mit den Buddhas hatte ich nichts zu tun“, sagte Klinsmann,
der die Bayern nach nicht einmal einem Jahr verlassen musste. Doch bleiben
diese buddhistischen Zeichen mit dem Namen Jürgen Klinsmann und seiner
Bayern-Ära verbunden.
Der gekreuzigte Klinsmann
Es war wieder die „taz“, die Klinsmann am darauffolgenden
Osterfest in den Fokus nahm.
Hier ein Zitat der „Zeit“ vom 17. April 2009: Auf der
Titelseite (der „taz“) abgebildet ist ein halb nackter, gequält dreinschauender
Klinsmann, der in einer Fotomontage ans Kreuz genagelt ist. Daneben die
Schlagzeile Always Look on the Bright Side of Life, beides eine
Anspielung auf die Jesus-Persiflage Das Leben des Brian der
Monty-Python-Komikertruppe.
Garniert mit der Unterzeile „Von Deutschlands Superstar zu
Bayerns Buhmann“ beschäftigte sich die „taz“ mit Klinsmanns Schicksal. Seine
Mannschaft hatte in der vergangenen Woche zwei Spiele gegen Barcelona und Wolfsburg
deutlich verloren, insgesamt mit 1:9 Toren. Dem einst als Fußball-Reformer
gefeierten Trainer drohte der Rauswurf.
Das Fazit der Chefredakteurin Bascha Mika damals: "Die
taz nagelt Klinsmann nur im übertragenen Sinn ans Kreuz. Die, die ihn wirklich
fast kreuzigen, sitzen in München."
Klinsmann musste ja auch gehen. Und auch Bascha Mika verließ
im selben Jahr das Boot der „taz“, aus welchen Gründen auch immer.
Auf den Oster-Beitrag der FAZ hin klagte Klinsmann.
Dazu ein Artikel in der „Süddeutschen“ vom 17. Mai 2010.
Hier bezeichnete Markus Hörwick, der damalige Pressesprecher und heutige
Mediendirektor des FC Bayern München, die Kreuzigung als "vielleicht die
schlimmste Entgleisung, die es in den deutschen Medien jemals gegeben hat".
Nehmen wir ihn beim Wort.
Die Fallbeispiele zeigen, was für eine entscheidende Rolle
Religion spielt.
Klinsmann hat sich bei den Amerikanern etabliert, trotz
vieler Schwierigkeiten.
Aber ob Klinsmann sich erinnert, wenn er seinem „Schüler“ Jogi Löw am Donnerstag die Stirn bieten will.
Aber ob Klinsmann sich erinnert, wenn er seinem „Schüler“ Jogi Löw am Donnerstag die Stirn bieten will.
Acht Jahre nach dem WM-Sommermärchen in Deutschland freut
sich der frühere Bundestrainer Klinsmann auf das Wiedersehen mit der
DFB-Auswahl. „Das ist ein ganz besonderer Moment für mich. So etwas passiert
nicht jedes Jahr und vielleicht nur einmal im Leben. Es geht schließlich gegen
die Gruppe, die ich selbst mit aufgebaut habe“, sagte Klinsmann am Dienstag vor
dem Training der US-Boys in São Paulo.
Klinsmann und die Vergangenheit…eine spannende Geschichte
mit christlicher und buddhistischer Note.
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Foto: Horst Ettensberger |
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