Fußball-WM 2014

Fußball-WM 2014
Eröffnungsfeier, Foto: Agência Brasil

Mittwoch, 18. Juni 2014

Per Mertesacker und das Kinderhospiz - eine Geburt mit WM-Note


Die Idee

Gebündelte Lebensfreude von sterbenskranken Kindern und Jugendlichen in acht Zimmern – das Kinder- und Jugendhospiz in Wilhelmshaven ist ein ganz besonderer Ort, an dem spürbar wird, dass das Sterben auch zum Leben dazugehört.
Es ist ein Ort des Lebens, an dem die  jungen Menschen und ihre Familien vier Wochen lang im Jahr jeden Tag intensiv und gleichzeitig  auch fernab des Alltags erleben können, bevor es wieder nach Hause geht. Die Errichtung eines Kinder- und Jugendhospizes vor den Toren zur Nordsee ist ein Projekt, das die Mission:Lebenshaus gGmbH vor zwei Jahren in Angriff genommen hat. Ein Projekt, das sich in den Startblöcken befindet, ein Projekt, das zeigt, wie wichtig die christliche Ethik von Toleranz, Nächstenliebe und Fürsorge spürbar ist.
„Wir haben uns intensiv damit auseinandergesetzt, ob ein Kinder- und Jugendhospiz hier notwendig ist. Und genau das ist es, denn bei der Recherche kam heraus, dass die Anfrage sehr groß war“, erklärt die Projektleiterin Irene Müller. Gerade in der Region fehlte den betroffenen Familien bisher ein Hospiz. Nach der Weltmeisterschaft im August 2014, eröffnet die Einrichtung für sterbenskranke Kinder und Jugendliche sowie deren Familien in Wilhelmshaven.
Anmeldungen sind schon jetzt möglich.
Der Name des Hospizes geht auf zwei Menschen zurück, die an der Entstehung beteiligt  waren. Der sterbenskranke Joshua, der seine letzten Monate im Friedel-Orth-Hospiz in Jever  erlebte, gab den mentalen Anstoß mit seinem Wunsch nach einer solchen Einrichtung für junge Menschen. Angelika Reichelt sorgte für die finanziellen Möglichkeiten. Die Wilhelmshavener Geschäftsfrau ermöglichte mit einer Millionenspende den Kauf und Umbau des etwa 2000 Quadratmeter großen ehemaligen Verwaltungsgebäudes in der Kurt-Schumacher-Straße 241.
Schon zuvor hatte sich die Mission:lebenshaus gGmbH mit der Thematik auseinander gesetzt und festgestellt, dass der Bedarf in der Weser-Ems-Region vorhanden ist. Aber erst das Engagement der Wilhelmshavenerin ließ die Pläne konkret werden.
Ein weiterer Schritt erfolgte mit der Gründung des Fördervereins „Kinder- und Jugendhospiz Joshuas Engelreich“, der sich um die Deckung der laufenden Kosten durch Spenden kümmert.

Per Mertesacker

Einen besonderen Botschafter hat das Kinder- und Jugendhospiz mit dem Fußballprofi und WM-Teilnehmer Per Mertesacker. In einer unserer letzten Posts haben wir Mertesacker als bekennenden Christen vorgestellt, der in diesem Projekt wahre Nachfolge im Sinne des Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter zum Ausdruck bringt.
Der Spieler erfüllte dem 18-jährigen sterbenskranken Wilhelmshavener Joshua 2012 noch während seiner Zeit bei Werder Bremen den Wunsch eines Treffens. Als er 2013 von dem Projekt eines Kinder- und Jugendhospizes in Wilhelmshaven erfuhr, bot er sich als Botschafter an. Der Fußballspieler ist schon seit längerem sozial engagiert. Mit seiner Per-Mertesacker- Stiftung kümmert er sich um sozial benachteiligte Kinder in Hannover. Auch wenn die Zeit für den Nationalspieler knapp ist, will er das Kinder- und Jugendhospiz in Wilhelmshaven zwischendurch besuchen.
Der zweite Botschafter kommt ebenfalls aus dem Sport. Der Wilhelmshavener Sebastian Polter, Spieler beim FC Mainz05, engagiert sich ebenfalls für das Kinder- und Jugendhospiz.
So ergibt sich auch eine übergreifende Verbindung von Nord nach Süd.

Das Projekt

Schauen wir auf das Projekt selbst über eine Mitteilung des Hospizes:
Wenn Kinder sterbenskrank sind, gehört es zu den Hauptsorgen der Familie, dass ihnen buchstäblich die Zeit davon läuft. Gerade hier springt das Konzept des Kinder- und Jugendhospizes Joshuas Engelreich in Wilhelmshaven ein. Während erwachsene Bewohner eines Hospizes dort medizinisch und psychologisch in der letzten Lebensphase betreut werden, dient das Kinder- und Jugendhospiz in erster Linie als Erholungsort, aus dem die Familie gestärkt in den Alltag zurückkehren soll. Im „Angelika Reichelt Kinder- und Jugendhospiz Joshuas Engelreich“ in Wilhelmshaven werden die betroffenen Kinder sowie deren Eltern und Geschwister intensiv betreut. Und das nicht nur während des Aufenthaltes, sondern über Jahre hinweg von der Diagnose bis hin zum Tod.
Die Eltern und Geschwister eines unheilbar kranken Kindes stehen unter starkem psychosozialen Druck, der jeden Tag auf der Familie lastet. Meist reicht die Unterstützung von Kliniken, Jugendämtern, Behinderteneinrichtungen und ambulanten Kinderhospizdiensten nicht aus, um den Eltern eine dauerhafte Entlastung zu ermöglichen. Das qualifizierte Mitarbeiterteam des Wilhelmshavener Kinder- und Jugendhospizes der mission:lebenshaus gGmbH greift den Eltern unter die Arme und bietet ihnen die Möglichkeit, die noch verbleibende Zeit gemeinsam im Familienverbund in einem speziellen Urlaub an der Nordsee bewusst zu genießen. Dafür werden in dem Haus acht Zimmer für die jungen Gäste sowie acht Appartements für die Eltern und die Geschwister. Das Kinder- und Jugendhospiz liegt unmittelbar in der Nachbarschaft zur Kinderklinik des Reinhard-Nieter-Krankenhauses und ist nur wenige Minuten von der Innenstadt und dem Südstrand entfernt.
Für Familien aus der Region bietet das „Angelika Reichelt Kinder- und Jugendhospiz Joshuas Engelreich“ zudem den Vorteil, dass diese ihre Kinder für eine Zeit lang in die Einrichtung geben können, in der eine ganzheitliche Betreuung kombiniert mit einer palliativen Therapie gesichert ist. Auch in schwierigen Situationen hilft das Kinder- und Jugendhospiz Joshuas Engelreich den betroffenen Familien. Wenn ein Elternteil erkrankt oder mit der belastenden Situation überfordert ist, kann eine zeitweilige stationäre Betreuung des Kindes die Familie entlasten.
Mit der Eröffnung des Kinder- und Jugendhospizes in Wilhelmshaven wird zudem die Palliativversorgungslandschaft in dieser Region erweitert. Ein Hospiz, das sich an junge Gäste zwischen dem Säuglingsalter und 24 Jahren richtet, existierte zuvor noch nicht an der Nordsee. Der schweren Erkrankung können die Betroffenen zwar nicht entfliehen, aber im Hospiz finden sie einen Ort, an dem sie bis zu 28 Tage im Jahr gut aufgehoben sind. Um dem hohen Anspruch gerecht zu werden, kümmern sich Sozialpädagogen, Ehrenamtliche, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger sowie Erzieher und Physiotherapeuten um die Kinder- und Jugendlichen. Dazu dienen die verschiedenen Therapieräume wie ein Musik- und Spielzimmer, ein Whirlpool und Therapiebad sowie ein Raum, in dem die Gäste an Konsolen und PCs spielen können. Eine Besonderheit ist die Nestschaukel, in der die Eltern, betroffenen Kinder und Geschwister die Füße baumeln lassen können. Viele Ehrenamtliche sorgen zudem dafür, dass sich die betroffenen Familien während des Aufenthaltes wohlfühlen.
Die Familien können während des Aufenthalts Wilhelmshaven und den Nordseestrand erkunden, mit einer Bootstour Seerobben beobachten oder einen Tagesausflug auf die Ostfriesischen Inseln unternehmen. Auch eine Wattwanderung mit dem erkrankten Kind ist möglich. Das Kinder- und Jugendhospiz stellt dafür ein Wattmobil zur Verfügung, in dem das Kind gefahrlos über das Watt Leben und Tod hängen im Kinder- und Jugendhospiz eng zusammen. In familiärer Atmosphäre kann mit dem Fachpersonal und Psychologen über die Ängste während des Sterbeprozesses und die Zeit danach gesprochen werden. Kein Gast wird mit seinen Sorgen allein gelassen, Tabuthemen gibt es nicht. Mit dem Ende des Aufenthaltes hört die Arbeit des Kinder- und Jugendhospizes in Wilhelmshaven jedoch nicht auf. Die Familien werden in der langen Auseinandersetzung von der Diagnosestellung bis hin zum Tod des geliebten Kindes betreut. Das Kinder- und Jugendhospiz wird so zu einer festen Institution für die Eltern und Geschwister, in der sie sich untereinander auch austauschen und den Weg miteinander gemeinsam gehen Ziel der Mission Lebenshaus, dem Träger des Kinder- und Jugendhospizes, ist es, den jungen Menschen und Familien einen kostenlosen Aufenthalt zu ermöglichen. Da die Kranken- und Pflegekasse nicht alle Kosten übernimmt, begleicht der Träger die fehlenden fünf Prozent. Damit die Einrichtung auch in Zukunft für betroffene Familien ein Ort der Auszeit und Entlastung sein kann, benötigt sie freiwillige Spenden, die vom Förderverein eingeworben werden.

Interview der Stiftung mit Per Mertesacker


Wie sind Sie dazu gekommen, die Per-Mertesacker-Stiftung zu gründen?

„Weil ich etwas für Kinder tun will. Dies entspricht dem Stiftungszweck  der Per Mertesacker Stiftung, nämlich die Förderung sozialbenachteiligter Kinder.“

 Seit 2011 spielen Sie beim FC Arsenal London. Das Training und die Verpflichtungen für
die deutsche Nationalmannschaft nehmen viel Zeit in Anspruch. Wie schaffen Sie es bei
all den Terminen, sich noch Zeit für Ihr ehrenamtliches Engagement und die Familie zu
nehmen?

 „Das Tagesgeschäft meiner Stiftung wird durch ehrenamtliche  Mitarbeiter geführt. Ich bin Vorsitzender des Kuratoriums, das satzungsgemäß einmal pro Jahr tagt. Ich trage jedoch voll und ganz die Gedanken und versuche so oft wie möglich bei unseren Projekten in Hannover-Garbsen zu sein.“

Dem todkranken 18-jährigen Joshua haben Sie 2012 mit dem Treffen einen Herzenswunsch erfüllt. Wie haben Sie damals das Treffen mit ihm empfunden?

„Ich habe das empfunden wie alle anderen Menschen auch, mit einem unglaublichen Mitgefühl.“

Kommt es im Profi-Fußball häufiger vor, dass Kinder ihre Stars als letzten Wunsch noch
einmal kennenlernen wollen?

„Das entzieht sich leider meiner Kenntnis.“

Welche Rolle spielt die Erkrankung von Kindern in Ihrem Leben?

„Wenn Kinder meiner Hilfe bedürfen, bin ich bereit zu helfen, sofern und soweit es in meinen Kräften und Möglichkeiten liegt.“

Wie hätte Ihr Plan B ausgesehen, wenn Sie kein Profifußballer geworden wären?

„Für Profifußballer die mit Leidenschaft ihren Beruf ausüben, gibt es bisher keinen Plan B.“

Was verbinden Sie mit dem Thema Hospiz?

 „Leiden.“

Für das neue Kinder- und Jugendhospiz in Wilhelmshaven haben Sie sich gleich als  Botschafter zur Verfügung gestellt. Wie stellen Sie sich Ihren Beitrag für die Einrichtung vor?

„Dass ich als Botschafter tätig bin.“

Beenden Sie bitte den Satz: Das Kinder- und Jugendhospiz Joshuas Engelreich ist für  mich ....

 „...ist für mich die Gelegenheit eines sozialen Engagements.“

Hier der Kontakt zum Jugendhospiz Wilhelmshaven

Per Mertesacker erfüllte während seiner Zeit bei Werder Bremen dem 18-Jährigen Joshua den Wunsch eines Treffens. Nach einem Testspiel nahm sich der Fußballer eine Stunde lang Zeit für ihn. Foto: Werder Bremen






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